Peter und die Strategie mit dem seltsamen Namen

 

Kann eine einfache Coladose zwei Therapiestunden beherrschen? Ja, denn Peter hat noch keine Lösung für sein Problem. Er will, dass sein Sohn Luis seine alten Coladosen aufräumt: „Ich will nicht explodieren, ich will nicht wütend werden und ich will nicht abhängig sein von den Launen eines Teenagers. Aber ich will mich auch nicht klein machen - Meine Frau räumt meinem Sohn alle Sachen hinterher, aber sorry, ich bin doch nicht Kermit der Frosch. Es muss einen anderen Weg geben ...“ Wir überlegen hin und her, was Peter tun kann, ohne in die Abhängigkeitsfalle zu geraten, die ich letzte Woche beschrieben habe.

 

Wir haben viele Ideen, unsere Top 5 sind …

 

„Wenn ich Luis in einem Satz sage, dass es mich ärgert, wenn er seine Coladosen auf meinem Schreibtisch stehen lässt, teile ich ihm ausschließlich mein Gefühl mit, richtig?“ Richtig!

 

„Wenn ich Luis etwas später freundlich darauf hinweise, dass seine Dosen noch auf meinem Schreibtisch stehen, ist das ein Hinweis und keine Erwartung, oder?“ Richtig!

 

„Wenn ich ihn bitte, seine Dosen wegzuräumen und ihm innerlich gestatte, die Dosen stehen zu lassen, äußere ich einen echten Wunsch und keine Erwartung, oder?“ Richtig!

 

„Wenn ich ihm sage, dass ich erstmal keine Cola mehr kaufe, weil mich seine Dosen auf meinem Schreibtisch ärgern, ist das keine Erwartung, sondern meine Entscheidung.“ Richtig!

 

„Wenn ich dann keine Cola mehr kaufe, ist das gesünder für alle.“ Richtig!

 

 

Diese Haltung nenne ich „Unabhängige Positionierung“. Die unabhängige Positionierung ist sehr stark, weil wir uns klar positionieren und gleichzeitig jegliche Abhängigkeit von unserem Gegenüber vermeiden. Wir bleiben absolut souverän. Die Grundidee zur Strategie kam mir beim Lesen des Buches „Dein kompetentes Kind“ vom dänischen Pädagogen Jesper Juul.

 


 

Als Psychologin unterliege ich der absoluten Schweigepflicht. Alle Namen, Rahmenhandlungen und biographischen Details habe ich mir ausgedacht. Die Person, die ich hier beschreibe, gibt es nicht. Lediglich der psychologische Kerngedanke in jedem Beitrag ist real. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gisela (Montag, 05 November 2018 15:21)

    Sie führen mit Ihrem Beitrag zu Paul etwas aus, was ich bisher immer nur gefühlt, worüber ich aber noch nie nachgedacht habe. Dabei ist die Verbindung zwischen Erwartungen und negativen Gefühlen so nachvollziehbar. Vielen Dank für diesen Beitrag!