Es ist Montagmorgen und Robert erzählt mir von seinem Wochenende: „Ich hatte eigentlich schöne Tage, ohne Stress und ohne Verpflichtungen. Trotzdem fühle ich mich heute am Ende meiner Kräfte. Als hätte eine unsichtbare Energiemaschine alle Kraft aus mir gezogen. Ich bin erschöpft.“ Robert ist die Verzweiflung deutlich anzusehen. Schnell wird deutlich, dass die Erschöpfung nichts mit realem Stress zu tun hat: „Es passiert alles nur in meinem Kopf. Ich denke und denke und denke. Finde keine Lösung. Denke weiter. Und es wird dunkler und dunkler. Es ist wie bei einem Computer, bei dem im Hintergrund versteckt ablaufende Programme alle Energien ziehen“.
Ja genau, ein Programm im Hintergrund, das alle Kräfte zieht!
Das Bild vom „versteckten Programm“ bringt diesen kräftezehrenden Aspekt der Depression wirklich auf den Punkt! Robert spricht aus, was viele Menschen mit Depressionen genau so erleben! Der wahre Krafträuber der Depression steckt oft in den sinnlosen, dunklen, sich ständig drehenden Gedanken.
Was passiert da genau?
Die dunklen Gedankenketten stellen ständig die gleichen Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Sie fragen nach einem „warum“, obwohl es kein „warum“ gibt. Sie machen Vorwürfe, sie zweifeln an, sie kritisieren oder sprechen in bösen Worten. Besonders unangenehm ist, dass diese Programme gerne in Ruhephasen oder in der Nacht zum Vorschein kommen.
Was ist der nächste Schritt?
Wie räumen Sie ein dunkles Zimmer auf? Sie machen Licht! In der Psychologie funktioniert der nächste Schritt ähnlich. Die versteckten Programme werden aus der dunklen Ecke herausgeholt, sie werden beleuchtet und sichtbar gemacht. Dieses Sichtbarmachen kann zunächst unangenehm sein, aber es lohnt sich! Als ich das so sage, signalisiert mir Robert, dass er sich bereit fühlt, diesen Weg weiterzugehen. Wir nicken uns zu, weil wir wissen, dass das zu zweit viel einfacher ist.
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Steffi Karsten (Donnerstag, 21 Februar 2019 17:57)
Auf die Frage nach dem Warum gibt es so häufig keine zufriedenstellende Antworten, die das Gedankenkreisen stoppen. Ich habe diese Frage daher kurzerhand aus meinem Fragen-Repertoire gelöscht. Ob das immer richtig ist, weiss ich auch nicht. Auf jeden Fall fühle ich mich selbst weniger unter Druck gesetzt, Antworten zu finden die es so einfach nicht gibt.